Die verwaltungsgeschichtliche Entwicklung der Stadt Duisburg ist nicht immer einfach zu verstehen. Wenn hier also von „47198 Duisburg“ die Rede ist, dann bedeutet dies für einen linksrheinischen Duisbürger vermutlich erst einmal Homberg am Niederrhein. Genauer gesagt, „Homberg, die Stadt im Grünen“, um die Eigenwilligkeiten auf die Spitze zu treiben.Homberg, die Stadt im Grünen So steht es auch seit meinen Kindertagen weithin gut sichtbar auf der Rheinmauer am Homberger Leinpfad, obwohl die Stadt Homberg (4102 Homberg/Ndrh.) bereits im Jahre 1975 im Zuge der kommunalen Neuordnung ein Stadtteil von Duisburg wurde. Wir sehen, ganz so einfach scheint die Sache mit den 1975 eingemeindeten Städten, Gemeinden und Ortsteilen nicht zu sein, zumal der Rhein eigentlich eine natürliche Grenze bildet. Eben eine Grenze zwischen rechts- und linksrheinisch bzw. heutzutage zwischen Duisburger Osten und Duisburger Westen.
Das linksrheinische Homberg liegt am Niederrhein direkt gegenüber der Ruhrmündung und gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur Grafschaft Moers und später als kreisangehörige Stadt Homberg/Niederrhein zum Kreis Moers. Deshalb darf man sich auch nicht wundern, wenn sich auch heute noch viele Alt-Homberger eher mit dem linken Niederrhein verbunden fühlen und den Moerser Raum als natürliche Wurzeln ansehen.
Homberg selbst ist ein Zusammenschluß der Gemeinden (Alt-)Homberg, Essenberg und Hochheide, vollzogen 1907. Im Jahre 1921 erhielt Homberg dann die Stadtrechte und die offizielle Bezeichnung „Homberg (Niederrhein)“. 1975 überschritt die Stadt Duisburg dann mittels Eingemeindung erstmals den Rhein, Homberg verlor die Eigenständigkeit und wurde, wie viele andere zunächst selbständige Städte und Gemeinden, zu einem Teil Duisburgs. Zusammen mit dem rechtsrheinisch gelegenen Ruhrort und dem linksrheinischen Baerl bildet Homberg heute den rheinübergreifenden und drittgrößten Duisburger Stadtbezirk Homberg/Ruhrort/Baerl.
Einen guten Eindruck und schönen Panoramablick auf den Rhein, Ruhrort und Duisburg-Homberg erhält man von der im Jahre 1954 fertiggestellten Friedrich-Ebert-Brücke. Auf der Ruhrorter Rheinseite beeindrucken besonders die beiden verbliebenen Brückentürme der ersten Homberg-Ruhrorter-Rheinbrücke, der zwischen 1904 und 1907 erbauten „Admiral-Scheer-Brücke“. Diese Brücke wurde allerdings gegen Ende des zweiten Weltkrieges von der Wehrmacht gesprengt.
Homberger Wahrzeichen:
Der Hebeturm
Blickt man in Richtung Homberg, sieht man auf der linken Seite der Brückenrampe das Wahrzeichen Hombergs, den 30 m hohen Hebeturm. Dieses imposante Bauwerk und damaliges technisches Wunderwerk stammt noch aus der Zeit des Hebeturm-Trajektverkehrs (1856), der wiederum in Verbindung mit dem Anschluss Hombergs an das niederrheinische Eisenbahnnetz (1949) steht.
Zu jener Zeit wurden in Homberg und Ruhrort auch die Eisenbahnhäfen zum Kohletransport über den Rhein angelegt, wobei man ein zweimaliges und zeitraubendes Umladen der Güter vermeiden wollte. Zunächst wurde deshalb versucht, den Trajektverkehr über den Rhein mittels Seilen und schiefer Ebene durchzuführen, d.h. man musste die vollbeladenen Eisenbahnwaggons abseilen, um diese auf ein spezielles Fährschiff für Eisenbahnzüge zu verfrachten. Als Ersatz für dieses ineffiziente und unfallträchtige Verfahren wurden in den Jahren 1854-56 auf beiden Seiten des Rheins die 30 m hohen Hebetürme erbaut. Mittels der hydraulischen Senk- und Hebevorrichtung innerhalb dieser Türme, konnten die Güterwagons fortan direkt auf das Deck der Dampffährschiffe gesetzt werden bzw. nach der Rheinüberquerung, zurück auf das Niveau der Gleisanschlüsse gehoben werden.
Durch den Bau der Rheinhauser Eisenbahnbrücke, wurde das Trajekt Ruhrort-Homberg dann 1885 weitgehend überflüssig, da der gesamte Güterverkehr nun über Rheinhausen abgewickelt wurde. Der baufällige Ruhrorter Hebeturm wurde 1972 abgerissen, der Homberger Hebeturm wurde 1928 bis 1987 als Jugendherberge genutzt und steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Im Jahre 1989 wurde das Homberger Wahrzeichen von der Stadt Duisburg verkauft. Eigentümer des sehenswerten Baudenkmals wurde der Duisburger Maler und Grafiker Willi Kissmer, der im Hebeturm seine Wohnung und Atelier einrichtete. Als eine der Homberger Sehenswürdigkeiten ist der Turm Teil der touristischen Themenstraße „Route der Industriekultur“.