Ich weiß, Hass ist ein starkes Wort. Vielleicht übertreibe ich auch, um die Sache hier etwas zuzuspitzen. Dennoch kann ich als WordPress-Webdesigner sagen, dass mir das Konzept der zahlreichen „Drag & Drop“-Editoren nicht gefällt. Vor allem, wenn WordPress-Vorlage und Pagebuilder ein allzu inniges Verhältnis eingehen. Ich weiß, eigentlich ist ein Pagebuilder nur ein Werkzeug, welches den Umgang mit WordPress komfortabler gestalten und die geringen Möglichkeiten des Seiten- und Beitragseditors erweitern soll. Aber…!
Und hier beginnen die Probleme, die Webdesigner mit Programmierkenntnissen und Webentwickler häufig mit Pagebuilder-Plugins haben!
Die 4 größen Nachteile von WordPress Pagebuildern:
1. Nachteil: Aufgeblähter Programmcode
Aufgeblähter Code ist ohnehin schon immer ein Problem gewesen, wenn es um die Nachteile von Content Management Systemen ging. Durch die Pagebuilder bekommt das WordPress-Kernprogramm jetzt noch eine weitere Benutzeroberfläche übergestülpt. Das beeinträchtigt mitunter die Leistung des Browsers, wodurch eine Website schließlich viel langsamer verarbeitet wird. Und obendrein sitzt man irgendwann als vermeintlicher WordPress-Profi vor solch einer Kundenseite und klickt ahnungslos hin und her. Oder um es mit den Worten von Judy Garland zu sagen: „Toto, ich habe das Gefühl, wir befinden uns nicht mehr in Kansas.“ Eine unangenehme Situation wenn der Kunde danebensitzt.
2. Nachteil: Shortcode-Wirrwarr
Während Pagebuilder dem unbedarften Amateur ein mächtiges WYSIWYG-Werkzeug an die Hand gibt („What you see is what you get“), bekommt der Profi ein komplexes Code-Durcheinander in die Seite gekippt. WordPress, Vorlage und Pagebuilder verschmelzen sozusagen zu einer untrennbaren Einheit. Dadurch verliert man völlig den Überblick und kann praktisch nur noch das Page Builder-Plugin komplett deaktivieren. Zurück bleibt normalerweise eine rudimentäre Seitenvorlage und besagte Shortcodes und andere verwaiste Code-Schnipsel, die man dann auch noch von Hand entfernen muss. Danach fängt man gewöhnlich bei null an, weil die ganzen schönen Designelemente und Widgets alle mit den Shortcodes des Pagebuilders realisiert waren.
3. Nachteil: Es gibt keinen Pagebuilder-Standard
Jeder Pagebuilder sieht anders aus und verhält sich anders. Es gibt keinen allgemeinen WordPress-Pagebuilder-Standard oder ein einheitliches Bedien- oder Shortcode-Konzept. Sobald Pagebuilder-Plugins ins Spiel kommen, wird das komplette WordPress-Bedienkonzept über den Haufen geworfen und die standardmäßige WordPress-Benutzererfahrung verfälscht. Dem Amateur bzw. „Einseitenbetreiber“ mag dies egal sein, aber WordPress-Webdesigner die viele verschiedene WordPress-Seiten betreuen und pflegen, müssen ständig umdenken. Denn es gibt mittlerweile eine unglaubliche Anzahl an Pagebuildern für WordPress wie: Elementor, Divi Builder, Beaver Builder, Page Builder von SiteOrigin, Conductor, Themify Builder, Visual Composer und Thrive, um nur einige der beliebtesten zu nennen. Man kann also nur hoffen, dass zumindest WordPress 5.0 und der neue Gutenberg-Editor diesem Pagebuilder-Wildwuchs ein einheitliches Konzept entgegenstellt.
4. Nachteil: WordPress-Vorlagen werden überflüssig
Eigentlich waren WordPress-Templates mal für den WordPress-Seitenaufbau gedacht. Durch die Nutzung von verschiedenen Vorlagen mit unterschiedlichen Themenoptionen konnten dann die Webseiten optisch gestaltet werden. Durch Pagebuilder bekommen die Vorlagen einen weiteren unnötigen Überbau. Templates werden sinnlos und sind eigentlich nur noch für die Intergration von Header, Inhaltscontainer und Footer nötig.
Sobald dann der Pagebuilder das Kommando in WordPress übernimmt, wird die gesamte Inhaltspräsentation vom den Pagebuilder-Plugin übernommen. Damit verkommt WordPress zu einem starren Homepagebuilder bzw. Website-Baukasten, der auf Gedeih und Verderb auf dieses Plugin angewiesen ist. Denn wie oben bereits erwähnt, wird in vielen Fällen das Deaktivieren des Plugins mit dem Verlust aller Inhalte einhergehen.
Jedenfalls hasse ich die WordPress-Pagebuilder und verachte Webdesigner die damit arbeiten. Natürlich kann ich auch nicht verschweigen, dass Pagebuilder-Webseiten schon sehr professionell aussehen und vielen Bedürfnissen an eine optische Top-Webseite gerecht werden können. Aber für mich als Webdesigner sind Pagebuilder keine Alternative, solange ich gewisse Elemente noch selbst in die Seiten „programmieren“ kann. Durch die Benutzung von geeigneten WordPress-Vorlagen kann ich in der Regel von Vorlage zu Vorlage wechseln, ohne den Inhalt neu erstellen zu müssen. Ich kann einfach das Design anpassen.
Bei Pagebuildern hingegen, hat man für jede Designoption bzw. Inhaltspräsentation ein eigenes Modul. Sobald man zu einem anderen Builder wechselt, muss Design und Inhalt oftmals komplett neu erstellt werden. Wie soll man das seinen Kunden vermitteln, wenn diese ehemals davon ausgangen waren, dass gerade die Trennung von Inhalt und Design der große Vorteil von Content Management Systemen ist. Andernfalls könnte das Webdesign ja auch wieder zu den alten fest programmierten HTML-Seiten zurückkehren.